Iran – auf der Achse des Bösen ?
Wollen wir George Bush glauben und diese Land tatsächlich in einem Zug mit Taliban, ISIS, und den
Terroranschlägen auf dieser Welt in Verbindung bringen?
Nach fast 8000 km kreuz und quer durch den Iran glauben wir uns eine eigene Meinung bilden zu können.
Diese ist gestützt auf viele intensive Gespräche mit Einheimischen die uns und unser Fahrzeug immer wieder
aufsuchten.
Schon etwa 10 km vor der Grenze stauen sich die LKW´s endlos auf der rechten Fahrspur. Für uns wäre der
Grenzübertritt von der Türkei in den Iran flott gegangen, hätten wir nicht 6 iranische Reisebusse vor uns
gehabt. Private Fahrzeug außer unserem haben wir an der Grenze nicht zu Gesicht bekommen. Nach gut 2,5
Std. waren dann auch die Busse bis in die letzte Tüte kontrolliert und wir konnten ganz zügig mit einem kurzen
Blick in den Aufbau abgefertigt werden. Nach dem Öffnen des elektrischen Schiebetores und dem Welcom to
Iran geht es noch durch die obligatorische Desinfektion – eine Art Waschanlage. Das Auto wird von allen
Seiten besprüht, und schon ist man klinisch rein für das vor uns liegende, uns unbekannte Land.
Im ersten große Kreisverkehr – fühlt man sich wie im falschen Film. Welche Regeln gibt es denn hier ? Im
Kreisverkehr Vorfahrt oder doch nicht, und warum werden aus 2 Spuren plötzlich 4 oder 5 - und dann noch die
Mopeds quer und der Fahrradfahrer entgegen der Fahrtrichtung. Nur soviel, nachdem wir jetzt schon mehrere
Millionenstädte durchfahren haben, gewöhnt man sich an das nicht vorhanden sein von Regeln. Die wohl
einzige Regel ist die, dass man die vorausfahrenden Fahrzeuge stetig im Auge behalten muss, die seitlichen
und gar hinteren sind unbedeutend.
Von Tabriz starteten wir östlich zum Kaspischen Meer, dem größten Binnensee auf diesem Planeten mit leicht
salzigem Wasser. Der Spiegel liegt 28 m unter dem Meeresspiegel und der schmale Küstenstreifen ist sehr
feucht und fruchtbar. Die Berghänge sind stark bewaldet, so daß die Iraner vom Dschungel sprechen. Für uns
neu waren die blau-weiß gestreiften Blechwände am Strand. Diese sehen aus wie Baustellensichtblenden,
sind völlig geschlossen und besitzen nur einem kleinen verwinkelten Eingang. Zum Meer hin sind sie offen
und ein Dach haben sie auch nicht. Im streng islamischen Land sind die Geschlechter, wie es sich gehört,
getrennt und um so strikter natürlich am Strand. Männlein und Weiblein sind jeweils für sich in ihrem riesigen
Blechkastenbadeparadies, dazwischen gibt es einen ca. 1 km langen Freistrand auf dem man sich
gemeinsam gut bedeckt und verschleiert in vorbereitete Strandhäuschen und sonstige Pilzüberdachungen
zum Picknick trifft.
Kaviarfreunde kommen hier am Kaspischen Meer wohl auf ihre Kosten. Uns war es zu feucht und ungemütlich
in der regenreichsten Gegend des ganzen Iran und zusätzlich konnte und wollte die Polizei mit Wohnmobilen
hier so garnichts anfangen.
Vorbei an der ca. 15- 20 Millionenstadt Teheran und dem sehr industriellen Umland zeigt die Kompassnadel
Süd-Ost.
Kashan, auch bekannt durch die gleichnamigen Teppiche, ist eine gemütliche Stadt am Rande der Kavir
Wüste. Hier gibt es alles was das Touristenherz so begehrt. Eine prähistorische Siedlung aus dem 5.
Jahrtausend v. Chr., bunt gekachelte Moscheen, persische Parks, sehr beeindruckende Bürgerpaläste und
einen orientalischen Basar wie aus dem Bilderbuch.
Am Wochenende, d. h. am Donnstagnachmittag machen sich die mit Allradfahrzeugen ausgerüsteten Iraner
auf in die Wüste. Viel Zeit haben sie nicht, den schon am Freitag (deren Sonntag) geht es genauso schnell wie
sie gekommen sind auch wieder retour. Aufgedreht und ausgelassen bis zum Anschlag geht es die
Sanddünen hoch und runter, die springauf Zelte werden irgendwohin geworfen und es geht los mit Picknick.
Picknick, das ist die Leidenschaft der Iraner. An den meisten Ortseingängen gibt es Picknick- und
Übernachtungsplätze. Dazu Toiletten und Wasser und in der Regel viel Straßenlärm. Das macht aber nichts,
denn laut ist man ja selbst auch.
Wir waren mittendrin und wurden auch spontan von einer lustigen Busreisegruppe aus Teheran zum
Abendessen in der Karawanserei köstlich mitversorgt. Das war ein eine Truppe – mit Frauenüberhang und
alles andere als streng islamisch, hatten wir sehr angeregte Gespräche bis tief in Nacht bei unserem
gemeinsamen Spaziergang an den naheliegenden Salzsee. Der MAN stand unter den Allradlern natürlich im
Mittelpunkt, denn Wohnmobile kennt man nicht. König war der, der einen Blick in das Allerheiligste unseres
Fahrzeuges werfen durfte.
Esfahan (Übersetzt: Das ist die halbe Welt) liegt auf 1575 m Höhe. Zweimal im Jahr hat der Fluß Zayandeh
Rud nach Öffnung der Schleusen des Stausees für jeweils 10 Tage Wasser. Wir hatten somit das Glück die
berühmten Brücken Si-o Se Pol (33 Bögen Brücke) und Pol-e Khadjou quasi in Funktion zu sehen. Über den
zentralen Platz Maydan-e Imam mit der beeindruckenden Größe von 524 auf 160 Meter und den umliegenden
Palästen, Moscheen und Basaren braucht man keine Worte zu verlieren. Diese großartige Atmosphäre alleine
ist schon eine Reise in den Iran wert.
Nachdem unsere SIM Karte nicht so recht wollte sind wir in Maysam´s Handyladen gelandet.
Kann man sich bei uns einen Ladenbesitzer vorstellen, der seine Ladentüre abschließt, mit einem 2-mal zur
SIM Karten Aktivierungsstelle fährt, 2 Tage gemeinsam mit seiner Frau Stadtführer macht und einen zusätzlich
noch nach Hause zum opulenten Abendessen einläd? Wohl kaum. Im Iran aber trifft man solche Menschen,
die ganz herzlich und selbstlos an uns Touristen interessiert sind. An dieser Stelle vielen Dank an Alle - vor
Allem aber Mara und Masha aus Shiraz, Maysam und Shabnam aus Esfahan, Jallal und Puran aus Khonj.
Bedeutende Städte wie Yazd und Shriaz liegen auf der Route zum persischen Golf. Persepolis die reichste
und bedeutendste der Stadt der Achämeniden (ca. 500 v. Chr.) wurde von Alexander dem Großen (330 v. Chr.)
gebrandschatzt und nie wieder bewohnt. Damals sicher ein Tragödie, heute das Ziel eines jeden Iran
Besuchers, mit fantastischen Reliefen, welche die Zeit unter Schutt und Lehm ideal konserviert überdauerten.
In Shiraz haben uns die beiden Studentinnen Mara und Masha 2 Tage lang ihre tolle Stadt näher gebracht.
Beide besitzen nach einem abgeschlossenen Studium keine reelle Chance auf eine Anstellung. Im
Zweitstudium Geschichte, Deutsch und Tourismus möchten sie Reiseleiter werden. Gemeinsam hatten wir
sehr viel Spaß und ihr Fachwissen und auch ihre Deutschkenntnisse beeindruckten uns sehr. Zwei sehr liebe,
junge und moderne Frauen, denen wir alles Gute für die Zukunft wünschen - und möge sich ihr sehnlichster
Wunsch erfüllen, einmal Europa und Deutschland besuchen zu können.
Iran, ein Land 5-mal so groß wie die Bundesrepublik ist im wesentlichen durch riesige Wüstengebiete und dem
Zagros Gebirgszug geprägt. Die Landflucht ist enorm, von daher werden die Millionenstädte immer größer und
die Orte sterben aus. Die Alten bleiben zurück, doch die Kinder leben längst in den modernen Metropolen des
Landes. Diese wirken auf den ersten Blick sehr modern und lebensfroh.
Das Straßennetz ist in der Regel mehrspurig in den Städten und auf den Überlandstrecken sowie auch auf
vielen Nebenstrecken 4-spurig ausgebaut. Jedoch leiden die Straßenbeläge massiv unter der Hitze und der
bis zu 45 Tonnen schweren LKW´s. Mautpflichtige Autobahnabschnitte gibt es wenige, und wenn mal eine
Zahlstation kam, so wurden wir in der Regel nach dem „where you come from“ durchgewunken.
Alle Grundnahrungsmittel sind vorhanden, das Fladenbrot ist köstlich und Gemüse und Obst gut und günstig.
Besonderen Spaß macht das Dieselfassen. Trotz des 100 % Dieselaufschlages für Touristen beträgt der
Literpreis gerade mal 0,15 € für uns.
Die Wirtschaftssanktionen des Westens haben den Chinesen Tür und Tor geöffnet und dies nicht immer mit
den besten Maschinen, LKW´s und PKW´s. Die jungen und gut ausgebildeten Akademiker hoffen auf die
baldige Lockerung des Embargos und auf eine persönliche Chance.
Und noch etwas. Der Iran ist ein LKW Museum. Neben vielen amerikanischen Modellen, noch aus der
Pahlavie Dynastie (also vor 1978) sieht man abertausende treue Mercedes Kurz- und Langhauber. Mit nur
jedem denkbaren Aufbau bis hin zu Sattelschleppern mit Doppelkabinen. Doch auch diese Fahrzeuge werden
verschwinden, denn die vielen neuen chinesischen LKW ´s und auch einige Volvo´s, Scania´s und MAN
stehen in den Startlöchern. Es bewegt sich vieles, wollen wir diesem Land und seinen meist liebenswerten
Menschen alles Gute für eine neue Zukunft wünschen.
Irmgard spezial.
Im Land der Pistazienbäume......sind Pistazien überall anzutreffen. In jedem Lädchen um die Ecke stehen sie
säckeweise : Mit Schale, schon geschält,gesalzen , gehackt, gestiftet,gemahlen,Premiumgross oder klein,in
fast jedem Reisgericht ,auf Kuchen, Gebäck ,Süßspeisen und in Honig. Im Süden des Iran gibt es
Pistazienbäume – oder Stäucher in vielen Gärten. Die Plantagen der pistacia vera, der echten Pistazie, findet
man in der Gegend um die Stadt Rafsanjan. Pistazien sind nach Datteln und Teppichen der drittstärkste
Exportartikel im Nicht- Erdölbereich.
Teppiche ! Diese wunderschönen Bodenbeläge sind überall im Einsatz.
Man sitzt darauf zum Essen oder zum Tee, sie liegen in den Moscheen und davor, sie hängen vor Türen, an
Wänden undJeder, wirklich Jeder benutzt sie. Jede Stadt oder Gegend hat ihre eigen Muster und Farben. Die
Auswahl ist riesig und total faszinierend. Da Iran ein sehr trockens Land ist, holt sich jeder seine eigene bunte
Blumenwiese mit einem Teppich ins Haus oder in den Garten.
Ebenfalls überwältigend sind die vielen Ornamente auf den allgegenwärtigen Kacheln. An, in, auf den vielen
Moscheen des Landes sind sie zu finden. Die Vielfallt an Farben, Motiven und Verlegearten lassen das
kunstinteressierte Herz, mein Herz höher schlagen.
Es gibt sooo viel zu sehen in Iran, angefangen bei den historischen Bauten über die tollen Gebirge,
Landschaften, Kunstschätze und die überaus nette, freundliche Bevölkerung. Wir hatten eine gute Zeit hier !
Mersi , Iran !!!
Übrigens, das mit dem Kopftuch war garnicht soo schlimm. Da meist ein Lüftchen ging und es im Schatten
recht kühl war, habe ich es garnicht als so störend empfunden. Hatte ich aber ein Seidentuch gewählt, musste
ich ständig wieder zurechtrücken. Das hat genervt. Ich habe mich daran gewöhnt. Wie das allerdings im
Sommer bei 45 °C Hitze wäre.....darüber denke ich garnicht nach.