© copyright Irmgard & Klaus Kapraun, 2016
MAN ist unterwegs …
Das Land der Weihrauchbäume. Den Duft von Weihrauch kennt man aus unseren Kirchen. Doch was hat es mit diesem feinen Nebel, der in unsere Nasen steigt und auch Kindheitserinnerungen wach werden lässt auf sich? Ein auf Kohlestückchen verglimmendes Harz der kleinen und recht unscheinbaren Bäume, die aus einem begrenzen Gebiet im Süden des Oman kommen - so des Rätsels Lösung – sorgt für diesen unverkennbaren Geruch. Einer Gegend, die auf der arabischen Halbinsel eine herausragende Stellung einnimmt. Hier im Umkreis von Salalah, unweit der Landesgrenze zum Jemen, bringt der jährliche Monsun in den Sommermonaten aus Indien reichlich Feuchtigkeit in Form von Nebel und Nieselregen. Dies freut nicht nur die Vegetation und die Milchkühe auf den Weideflächen, sondern auch die große Anzahl von Urlaubern aus dem angrenzenden Saudi Arabien und den Emiraten. Diese entfliehen dann der unerträglichen Sommerhitze ihres Heimatlandes und genießen das Regenwetter im Freien bei Picknick. Und genau aus dieser so verschobenen Welt kommt der Weihrauch – einem Jahrtausende alten Handelsgut, das mit Kamelkarawanen und Dhaus in alle Himmelsrichtungen transportiert wurde. Nach 15000 km erreichten wir Salalah eine Oase der Fruchtbarkeit und der zugleich südlichsten Stadt unsere Reise durch den mittleren Osten. Unser persönlicher Wendepunkt liegt etwa 80 km vor der jemenitischen Grenze, die für uns leider Aufgrund von kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem Nachbarn Saudi Arabien und internen Stammesunruhen geschlossen ist. Hier werden wir nochmals mit einem türkisblauen feinsandigen Megatraumstrand für unsere lange Anreise belohnt. Knapp 8 Wochen und gut 4000 km sind wir von Nord nach Süd und vom Leeren Viertel im Osten, der größten Sandwüste dieser Erde, bis zum Indischen Ozean in Westen gefahren. Die meiste Zeit hielten wir in uns an der Küste auf, die mit ihren 1600 km Länge unglaublich schöne Stellmöglichkeiten bietet und klimatisch am angenehmsten ist. Die regelmäßigen Temperaturen liegen um die Mittagszeit immer im Bereich von 30°, so daß man gerne die Erfrischung im kristallklaren Wasser geniest.  Auch der Zöllner empfängt seine weit gereisten Besucher mit einem welcome to Oman. Mehrmals täglich haben wir diesen Ausspruch, der wirklich ernst gemeint ist, in den letzten 50 Tagen hören dürfen. Die Omanis sind einfach nett, interessiert und sehr sehr entspannt. Auch die vielen kleinen Helferlein, ohne die gar nichts laufen würde, begrüßen Jeden mit einem freundlichen Lächeln und sind stolz uns von Ihrem Heimatland Pakistan, Indien, Bangladesch oder Sri Lanka berichten zu dürfen. Dies leider immer mit dem wehmütigen Blick in Ihren Augen, den ihre Lieben sehen sie nur alle 2 Jahre auf Heimaturlaub. Wir hatten tiefe Erlebnisse für die wir sehr dankbar sind. So durften wir miterleben wie zwei Meeresschildkröten ihre Eier unweit unserer Fahrzeuge in den warmen Sandboden ablegten. Den erhebenden Moment mitverfolgen als diese schweren Tiere nach Stunden unbeschreiblicher Anstrengung wieder in das Meer entschwunden sind. Schmutzgeier tummelten sich in vor uns am Djebel Shams und das gemeinsame Bad mit rund 20 Delphinen an der größtenteils menschenleeren Küste des indischen Ozeans war die erhabenste Begegnung überhaupt. Da sind die fluoreszierenden Wellen, der geschenkte fangfrische Fisch, die Mangos, die Kokosnüsse oder auch die feinen Bananen. Feinste kilometerlange einsame Sandstrände, beeindruckende Wadis, Kamel- uns Ziegenherden, Flamingos und ausgelassene Jugendliche in ihren PS-starken Luxuswagen – alles dies ist der Oman. Hier geniest man das Leben, den der gemeine Omani erhält von seinem Sultanat eigentlich alles, was er zu einem sorgenfreien Leben braucht. Steuern zahlen kennt man nicht und ein Grundstück bekommt jeder Omani (Mann, Frau und jedes der vielen Kinder) von Staat geschenkt. Die Häuser werden gebaut und die Darlehen sind zinslos. Man will es nicht glauben, der Staat ist für seine Bürger da. Und Sultan Qaboos, den Alle lieben, überlegt sich inständig wie er das Leben seiner Landsleute verbessern und auf Dauer sichern kann. So gab es gerade einmal 10 km Teerstraße, ein Krankenhaus und 3 Schulen in diesem von der Welt isolierten Land, als Qaboos 1970 seinen Vater aus dem Tempel schmiss. Heute finden sich überall Schulen und Krankenhäuser, Häfen werden gebaut und alle Hauptverkehrsstraßen sind mittlerweile geteert und in einem tollen Zustand. Das Land befindet sich mitten im Aufbau, einen Aufbau den die kleinen Inderlein und ausländische Unternehmen leisten, denn der Omani geniest seinen Status, und genau hier liegt das größte Problem der Petromilliardengeneration. Viele dieser Jugendlichen denken nicht so recht ans Arbeiten und bestenfalls übernimmt man speziell geschaffene gut dotierte Jobs beim Staat oder bei den staatseigenen Erdöl- und Erdgaskonzernen. So steht das Land trotz seines enormen Reichtums, riesigen Aufgaben in der Bewältigung der Zukunft gegenüber. Wohin das Schiff Oman im 21 Jahrhundert segelt bleibt spannend. Man kann nur hoffen, dass der Islam nicht die Rolle des Steuermanns übernimmt. O – Mann, O -MAN, OMAN Irmgard erzählt vom Weihrauchland Oman. Es hat uns buchstäblich in Weihrauchschwaden gehüllt …..dieses Land! Der Duft hat uns überallhin begleitet. - In die Bazare, in die Stoff- und Lebensmittelläden, auf der Straße, in den Autos, überall wird geräuchert. Die Omanis lieben Düfte aller Art. Jeder Haushalt, jede Familie hat ihre eigenen Duftmischungen, Duftöle und Duftwässer. Die Zutaten zu all diesen duftenden Dingen kann man in den Bazaren und speziellen Geschäften erstehen. Die Ingredienzen für all diese Wohlgerüche sind; Weihrauch, Sandelholz, Myrrhe, Moschus, Safran, Rosenblätter, Blütenöle und Oud, ein wertvolles Duftholz aus Indien oder Malaysia. Die Duftrezepte werden von den Müttern an die Töchter weitergegeben. Dazu werden die festen Stoffe zuerst zermahlen, dann mit Zucker, Wasser und Duftölen vermischt, gepresst und in der Sonne oder einem Ofen gebrannt. Der so gewonnene Duftstoff wird zusammen mit glühender Kohle auf einen Räuchertopf gelegt, wo er langsam verbrennt. Damit parfümieren die Omanis ihre Wohnräume, die Kleidung, die Kopfbedeckungen, einfach Alles. Duftzeremonien kommt zu großen Ereignissen wie Hochzeiten, Geburten oder Todesfällen eine wichtige Bedeutung zu. Düfte sind sozusagen ein wichtiger Teil der omanischen Kultur. Weihrauch, ein paar Stückchen in die Wasserkaraffe gelegt, gibt dem Wasser eine erfrischende Note. Die Dämpfe wirken desinfizierend und lindern Atembeschwerden. Auch gegen Magen, - Darm- und Nierenbeschwerden soll es helfen und mancher Omani kaut es wie Kaugummi für einen frischen Atem. Ich habe es ausprobiert und bin überzeugt! Ich habe die Düfte sehr genossen und mich auch mit allerhand solcher Dinge eingedeckt. Aber ich muss auch ehrlich gestehen, dass einige Mischungen mir im wahrsten Sinne des Wortes, die Luft genommen haben. Wir haben einmal nach einem geruchsintensiven Essen im WOMO geräuchert und sogleich hat unser Rauchmelder uns zur Mäßigung gerufen und Alarm geschlagen. Der Weihrauchbaum, Boswellia sacra, ist ein unscheinbarer kleiner Baum. Zur Harzgewinnung wird die Rinde mit einem sehr scharfen Messer angeritzt. Im März wird geerntet und nach drei Jahren darf der Baum eine mehrjährige Erholungspause einlegen. Je heller das Harz, desto wertvoller. Von Weitem schon kann man Omani oder Emirati riechen. Sobald die Autotür sich öffnet strömt einem der Wohlgeruch entgegen. Bei uns gilt es, sich dezent zu parfümieren, hier in Arabia Felix, dem glücklichen Arabien, darf es diesbezüglich immer ein wenig mehr sein.
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