© copyright Irmgard & Klaus Kapraun, 2016
MAN ist unterwegs …
7000 km liegen hinter uns, und noch immer erinnert vieles landschaftlich an Mittel- und Nordeuropa. Ebenso ist die Vegetation mit wenigen Ausnahmen an Orchideen und Vogelarten unserer heimatlichen vergleichbar. So fühlt man sich zeitweise in Oberhessen, dann mal wieder im Schwarzwald, gelegentlich im Spessart oder im Hundsrück. Auch Polen, der Balkan und natürlich Schweden fallen immer wieder ein. Canada unterscheidet sich zu den uns bekannten Gegenden eigentlich nur in den gigantischen Weiten. Trotzdem ist die Reise kurzweilig und das Fahren entspannt, wären da nicht die vielen LKW mit in der Regel zwei Aufliegern, 8 Achsen und 30 Rädern, die mit 110 km/h an uns vorbei donnern, so dass es uns fast aus den Sesseln hebt. Entsprechend viele zerfetzte Reifen liegen am Straßenrand, die dieser Dauerbelastung nicht Stand gehalten haben. Die Leistung dieser LKW ist gigantisch. Schaffen sie es doch mühelos, auch an Steigungen mit ihren 60 Tonnen Gesamtgewicht an uns vorbei zu ziehen. Die Straßen sind meist gut ausgebaut und die Highways üblicherweise 4-spurig. Es gibt häufige Baustellen, denn die klimatischen Bedingungen, die von 30° Grad und mehr im Sommer auf mindestens -40° im Winter fallen, zerstören die Straßenbeläge in recht kurzer Zeit. Schlaglöcher und hohe Bodenwellen fordern unsere Stoßdämpfer schon gehörig. Die abendliche Stellplatzsuche gestaltet sich oftmals als sehr schwierig. In Canada steht auf fast jedem Grundstück ein Trailer, Wohnwagen oder Wohnmobil RV (Wohnmobil = RV = Recreation Vehicle = Erholungsfahrzeug). Demzufolge sind praktisch alle öffentlichen Parkplätze und auch Wohnmobilstellplätze in den Städten mit dem Hinweisschild „no overnight parking/camping“ versehen - das offenbar als Folge zu vieler Freizeitfahrzeuge. Unverständlich ist jedoch, dass auch in entlegenen kleineren Orten dies so ist, sollten jene doch froh sein, wenn ein paar Touristen in ihrem verschlafenen Nest anhalten. Da es wenige Straßen gibt, sind die Highways „Dorfstraßen“ und viele kleinere Ansiedlungen kilometerlange Straßendörfer. Die Grundstückszufahrten der üblicherweise großen Anwesen, gehen von daher direkt von den 4-spurigen Highways ab. In den Wäldern versteckte Grundstücke erkennt man an einer Nummerntafel oder einem Briefkasten am Straßenrand. Somit sind 95 % aller Straßenabgänge Privatgrundstücke und nicht öffentlich. Was bleibt ist die Suche nach Forstwegen, die dann gelegentlich an einem schönen See enden. Walmart, eine „wir haben alles“ Einkaufssupermarktkette, gibt es in nahezu allen Ansiedlungen über 10000 Einwohnern. Diese bieten mit wenigen Ausnahmen freie Stellplätze und free Wifi. Doch sind diese Übernachtungsplätze immer nur 2. Wahl, liegen sie doch in 1A- Lagen der Durchgangsstraßen und sind entsprechend laut. Zum Glück gibt es in Canada Nachts kaum Verkehr, da die vielen nächtlich umherstreifenden Elche auf den Straßen zwar dem Zweikampf mit den PS- starken Karossen unterliegen, das Auto danach aber Schrott ist. So sieht man ab und an einen Elchkadaver und noch mehr Rotwild und Stachelschweine am Straßenrand liegen, an dem sich dann auch tagsüber die Wölfe einen Happen herausreißen. Unzählige Campingplätze gibt es an möglichen und unmöglichen Stellen. Die privaten Plätze werden meist von den Riesenwohnmobilen mit PKW als Anhänger als „pull-through mit full hook up“ angefahren. Diese Stellplatzparzellen werden durchfahren (pull-through ohne zu rangieren, denn das geht mit den omnibusgroßen Teilen und auch Pick-up´s im Schlepptau nicht) und im full hook up (Wasser, Kanal, Strom und Wifi Anschluß) angedockt. Der Rentner zahlt hierfür mindestens 40 $ täglich. Die alternativen staatlichen Provincal campgrounds sind wesentlich einfacher ausgestattet, liegen häufig an landschaftlich sehr reizvollen Stellen und bieten neben Sitzgruppe und Feuertonne auf jeder Parzelle viel Platz und Ruhe. Feuerholz liegt kostenlos bereit und der Ranger verlangt zwischen 0 und 25 $ die Nacht. Diese Plätze sind seltener als die privaten Campingplätze und für den 25 Meter langen „US-normalen“ Camper mit mehreren Klimaanlagen auf dem Dach ungeeignet, da der 50 Ah Starkstromanschluß fehlt und pull-througt nicht möglich ist. Ein Hinweisschild zu einer Bootsanlegestelle zeigt den Weg zu einem der abertausenden Seen. Es ist später Nachmittag, die allgegenwärtigen Unmengen an Schnaken zwingen zum Verbleiben hinter den mit  Moskitonetzen verbarrikadieren Fenstern. Zum Glück halten sie dicht….. Kurze darauf kommt ein Canadier mit Boot, Angel und natürlich leistungsstarkem Außenborder. Ich solle doch mitkommen zum Fischen - es nieselregnet, ist kühl und ungemütlich - und dann noch die Schnaken….. nein danke. 2 Stunden später kommen sie zurück. Die Kühlbox ist gut gefüllte mit Seeforellen und Barschen. Auch für uns ist am nächsten Tag das Abendessen gesichert. Fachkundig bekommen wir auch zwei Fische zerlegt - danke.  
Wälder, Wälder, Seen, Wälder…. - Manitoba
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