7000 km liegen hinter uns, und noch immer erinnert
vieles landschaftlich an Mittel- und Nordeuropa. Ebenso
ist die Vegetation mit wenigen Ausnahmen an Orchideen
und Vogelarten unserer heimatlichen vergleichbar.
So fühlt man sich zeitweise in Oberhessen, dann mal
wieder im Schwarzwald, gelegentlich im Spessart oder
im Hundsrück. Auch Polen, der Balkan und natürlich
Schweden fallen immer wieder ein. Canada
unterscheidet sich zu den uns bekannten Gegenden
eigentlich nur in den gigantischen Weiten.
Trotzdem ist die Reise kurzweilig und das Fahren
entspannt, wären da nicht die vielen LKW mit in der
Regel zwei Aufliegern, 8 Achsen und 30 Rädern, die mit
110 km/h an uns vorbei donnern, so dass es uns fast aus
den Sesseln hebt. Entsprechend viele zerfetzte Reifen liegen am Straßenrand, die dieser Dauerbelastung nicht
Stand gehalten haben. Die Leistung dieser LKW ist gigantisch. Schaffen sie es doch mühelos, auch an
Steigungen mit ihren 60 Tonnen Gesamtgewicht an uns vorbei zu ziehen. Die Straßen sind meist gut ausgebaut
und die Highways üblicherweise 4-spurig. Es gibt häufige Baustellen, denn die klimatischen Bedingungen, die
von 30° Grad und mehr im Sommer auf mindestens -40° im Winter fallen, zerstören die Straßenbeläge in recht
kurzer Zeit. Schlaglöcher und hohe Bodenwellen fordern unsere Stoßdämpfer schon gehörig.
Die abendliche Stellplatzsuche gestaltet sich oftmals als sehr schwierig. In Canada steht auf fast jedem
Grundstück ein Trailer, Wohnwagen oder Wohnmobil RV (Wohnmobil = RV = Recreation Vehicle =
Erholungsfahrzeug). Demzufolge sind praktisch alle öffentlichen Parkplätze und auch Wohnmobilstellplätze in den
Städten mit dem Hinweisschild „no overnight parking/camping“ versehen - das offenbar als Folge zu vieler
Freizeitfahrzeuge. Unverständlich ist jedoch, dass auch in entlegenen kleineren Orten dies so ist, sollten jene
doch froh sein, wenn ein paar Touristen in ihrem verschlafenen Nest anhalten. Da es wenige Straßen gibt, sind
die Highways „Dorfstraßen“ und viele kleinere Ansiedlungen kilometerlange Straßendörfer. Die
Grundstückszufahrten der üblicherweise großen Anwesen, gehen von daher direkt von den 4-spurigen Highways
ab. In den Wäldern versteckte Grundstücke erkennt man an einer Nummerntafel oder einem Briefkasten am
Straßenrand. Somit sind 95 % aller Straßenabgänge Privatgrundstücke und nicht öffentlich. Was bleibt ist die
Suche nach Forstwegen, die dann gelegentlich an einem schönen See enden.
Walmart, eine „wir haben alles“ Einkaufssupermarktkette,
gibt es in nahezu allen Ansiedlungen über 10000
Einwohnern. Diese bieten mit wenigen Ausnahmen freie
Stellplätze und free Wifi. Doch sind diese
Übernachtungsplätze immer nur 2. Wahl, liegen sie doch
in 1A- Lagen der Durchgangsstraßen und sind
entsprechend laut. Zum Glück gibt es in Canada Nachts
kaum Verkehr, da die vielen nächtlich umherstreifenden
Elche auf den Straßen zwar dem Zweikampf mit den PS-
starken Karossen unterliegen, das Auto danach aber Schrott ist. So sieht man ab und an einen Elchkadaver und
noch mehr Rotwild und Stachelschweine am Straßenrand liegen, an dem sich dann auch tagsüber die Wölfe
einen Happen herausreißen.
Unzählige Campingplätze gibt es an möglichen und unmöglichen Stellen. Die privaten Plätze werden meist von
den Riesenwohnmobilen mit PKW als Anhänger als „pull-through mit full hook up“ angefahren. Diese
Stellplatzparzellen werden durchfahren (pull-through ohne zu rangieren, denn das geht mit den omnibusgroßen
Teilen und auch Pick-up´s im Schlepptau nicht) und im full hook up (Wasser, Kanal, Strom und Wifi Anschluß)
angedockt. Der Rentner zahlt hierfür mindestens 40 $ täglich.
Die alternativen staatlichen Provincal campgrounds sind
wesentlich einfacher ausgestattet, liegen häufig an
landschaftlich sehr reizvollen Stellen und bieten neben
Sitzgruppe und Feuertonne auf jeder Parzelle viel Platz
und Ruhe. Feuerholz liegt kostenlos bereit und der
Ranger verlangt zwischen 0 und 25 $ die Nacht. Diese
Plätze sind seltener als die privaten Campingplätze und
für den 25 Meter langen „US-normalen“ Camper mit
mehreren Klimaanlagen auf dem Dach ungeeignet, da der
50 Ah Starkstromanschluß fehlt und pull-througt nicht
möglich ist.
Ein Hinweisschild zu einer Bootsanlegestelle zeigt den Weg zu einem der abertausenden Seen. Es ist später
Nachmittag, die allgegenwärtigen Unmengen an Schnaken zwingen zum Verbleiben hinter den mit
Moskitonetzen verbarrikadieren Fenstern. Zum Glück halten sie dicht…..
Kurze darauf kommt ein Canadier mit Boot, Angel und natürlich leistungsstarkem Außenborder. Ich solle doch
mitkommen zum Fischen - es nieselregnet, ist kühl und ungemütlich - und dann noch die Schnaken….. nein
danke.
2 Stunden später kommen sie zurück. Die Kühlbox ist gut gefüllte mit Seeforellen und Barschen.
Auch für uns ist am nächsten Tag das Abendessen gesichert. Fachkundig bekommen wir auch zwei Fische
zerlegt - danke.
Wälder, Wälder, Seen, Wälder…. - Manitoba