© copyright Irmgard & Klaus Kapraun, 2016
MAN ist unterwegs …
Maya - im Regenwald versteckt.
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Endlich, nach mehreren tausend Kilometern in Mexiko, sind wir nun im Lebensraum der Maya angekommen! Denn- seien wir mal ehrlich, was wäre Mexiko ohne seine Mayakultur?  Begriffe wie Mayatempel, Mayasprache, Mayakalender lösen in uns geheimnisvolle Gefühle aus. Wer waren die Maya und warum hat sich ihre Hochkultur aufgelöst? Ich versuche, das weite Gebiet dieses Volkes zu kurz umreißen, denn die Mayageschichtsepoche ist mehr als umfangreich. Die Geschichte der Maya beginnt mit den Olmeken. Ihre Kultur, die La-Venta Kultur entwickelte sich um 1200 vor Chr., dauerte ca. 1000 Jahre und legte den Grundstein für alle weiteren Mayaerfindungen. Die Olmeken waren großartige Künstler, Architekten und Mathematiker. Mit ihrem arithmetischen Wissen bauten die Maya ihren berühmten Kalender auf. Riesige, bis zu 3 Meter hohe Kolossalköpfe zeugen von großer künstlerischer Qualität. Metallwerkzeuge kannten sie nicht, deshalb benutzten sie zur Steinbearbeitung das glasharte Obsidian, ein Vulkangestein aus dem mexikanischen Hochland.  Zwischen Karibik und Pazifik lag und liegt noch immer das große Gebiet der Maya. In den heutigen Bundesländern Chiapas, Campeche, Yukatan, Quintana Roo, ebenso in Belize, Guatemala und Honduras. Den Beginn der Mayazeit legt man etwa bei 500 vor Christus. Um das Jahr 900 nach Chr. zerfielen sehr viele Maya-Stadtstaaten. Die Gründe dafür sind rätselhaft und vielfältig. Einheitlich war der Maya-Staat nicht. Es gab auch keine Hauptstadt wie bei den Azteken, sondern es war ein Zusammenschluss verschiedener Stadtstaaten: Palenque, Uxmal, Calakmul, Chichen-Itza, Tikal um nur einige zu nennen. Oft lagen sie auch weit auseinander, doch verband sie eine einheitliche Sprache. Machtkämpfe und Kriegszüge waren legitime Mittel zur Erweiterung des Gebietes und zur Gründung neuer Städte. Im Jahr 810 nach dem Tod des letzten Königs der Pacal- Dynastie in Palenque, wurde die Stadt von ihren Bewohnern verlassen. Die Machtkämpfe waren beendet und im zentralen Maya-Gebiet kam es um 900 zum geheimnisumwitterten Niedergang der Städte. Die Lebensgrundlage der Maya war eine gut gehende Landwirtschaft und der Handel mit ihren Gütern, z. B. Jaguarfellen, Kautschuk, Honig und Mais. Die Handelswege waren ihre "weißen, schnurgeraden Straßen", den Sakbeob in Maya- Sprache, oder mit Booten entlang der Küste und Flussläufe. Diese führten sie bis nach Honduras und Panama und ins nördliche mexikanische Hochland. Ihre Religion hatte Götter für alle Lebensbereiche und für diese Bereiche spielten sie eine zentrale Rolle. Um die Gunst der Götter zu erlangen und um sie gnädig und mild zu stimmen sowie die heilige, göttliche Ordnung nicht zu stören, mussten Opfer, auch Blut- und Menschenopfer, dargebracht werden. Für diese Kulthandlungen waren die Priester zuständig, die diese Opfer auf den Pyramiden und Zeremonialplätzen  zelebrierten. Die Maya-Gottkönige waren üppig geschmückt mit den grünen, äußerst wertvollen Federn des Vogels Quetzal, Jaguarfellen und grünem Jadeschmuck. Sie waren das Bindeglied zwischen Oberwelt, Mittelwelt und Unterwelt. Häufig verehrt und dargestellt im sehr trockenen Yucatan ist der überaus wichtige rüsselnasige Regengott Chaak, der Schöpfergott Itzamna, der Maisgott, der Todesgott Ak Puch, der Gott der Handelsreisenden und des Kakao Ek Chuac und der Urgott Kukulkan, bei den Azteken bekannt als Quetzalquotl und viele andere mehr. Gottesähnlich verehrt wurde die Schlange für den Regen, der heilige Ceiba-oder Kapockbaum, der Jaguar für die Sonne und die Eule oder die Fledermaus für den Tod. Damit ein König und seine Frau mit den Göttern in Verbindung treten konnte, mussten sie Blutopfer bringen. Dazu unterzogen sie sich einer sehr schmerzhaften Selbstkasteiung, indem sie sich die Zunge und andere Körperteile durchstachen. Das dadurch gewonnene Blut wurde in Gefäßen aufgefangen, in denen aufsaugende Streifen aus Baumrinde lagen. Der beim Verbrennen aufsteigende Blutrauch verband die Opfernden mit dem Himmel. Diese und viele andere wichtigen Szenen wurden festgehalten in detailgenauen Reliefs, welche in vielen Sakralbauten zu sehen sind. Die Maya-Kultur ist eine Hochkultur. Aber wann ist eine Kultur eine Hochkultur?  Was genau ist der wichtige Unterschied?  Es ist das Vorhandensein einer Schrift!  Die Maya-Schrift ist eine Mischung von ideographischen und phonetischen Zeichen, den sogenannten Glyphen, also eine Bildzeichenschrift und Lautschrift. Nur die Priester waren im Stande die Glyphen zu schreiben und zu deuten. Sie machten Aufzeichnungen über ihre Geschichte, über Rituale, Mythologie und wichtige Vorkommnisse.  Sie meißelten ihre Glyphenbotschaften in Wände, Treppenstufen und Türstürze, verzierten mit Stuck-Hieroglyphen Pfeiler, Panele und Altäre oder fixierten ihr Wissen in faltbaren Bilderhandschriften, den codices aus Rindenbast. Äußerst grandios sind ihre mächtigen skulptierten Stelen, auf denen sie alle wichtigen historischen, politischen und sakralen Ereignisse festhielten. Bis heute haben die Altertumswissenschaftler der Mayanistik noch vieles nicht entschlüsselt, es gibt immer noch einen erheblichen Forschungsbedarf. In der Mathematik benutzten sie nicht wie wir das Dezimalsystem sondern das Vigesimalsystem. Mit seinen 10 Fingern und 10 Zehen war der Mensch mit der Zahl 20 für die Maya das göttliche Maß aller Dinge. Somit 1 - 20 - 400 - 8000 usw. Auch die Null als Stellenwert wurde schon eingesetzt. Die Maya besaßen zwei Kalendersysteme. Den Sonnenkalender Haab und den Ritualkalender Tzolkin. An das Ende des letzten Maya-Zyklus kann man sich noch erinnern, es war der 21.12.2012. Ohne den befürchteten Weltuntergang! Fest steht, dass die Maya mathematische Genies waren. Es gibt auf der Erde keine andere Kultur, die ein länger währendes und genaueres Kalendersysteme entwickelt hat. Auch in der Baukunst waren sie ausgesprochene Meister. Alle großen Mayastädte, ob im dichten Urwald oder auf der flachen Halbinsel Yukatan, waren in wesentlichen Zeremonialzentren. Nur Priester, Adelige und die Herrscherfamilie durfte sich in ihnen aufhalten. Die normale, bäuerliche Bevölkerung lebte verstreut in der Umgebung in ihren ovalen Häuschen. Die Chozas, einräumige Hütten aus Holzstangen mit Lehm und Stuck verputzten Wänden und Dächern aus Guano-Palmwedeln gibt es auch heute noch - diese Form und Bauweise hat sich seit Jahrhunderten bewährt. Geschlafen wird in luftigen Hängematten, den Hamacas. Die Tempel- und Pyramiden wurden ständig an- und umgebaut, erweitert und überbaut, mitunter bis zu drei und viermal. Diese gigantischen Bauvorhaben waren nur möglich mit strikten, diktatorischen Anweisungen, Frondiensten und Sklavenarbeit unter mörderischen Bedingungen. Wie konnten die Maya in dem trockenen und heißen Yukatan überhaupt leben? Flussläufe gibt es im Mayagebiet verhältnismäßig wenige. Meist konnten sie ihr Wasser aus den zahlreichen, unterirdischen, ganzjährig Wasser führenden Becken und Höhlen, den Cenotes beziehen. Auch wir haben uns von dem wunderbaren Wasser begeistern lassen, denn in vielen Cenotes kann man zum Schwimmen und zur Erfrischung hinuntersteigen. Auch heutzutage kommt in Mexico das Trinkwasser nicht aus der Wasserleitung. Das Brauchwasser hat man in Zisternen oder in Tanks auf dem Dach. Das Trinkwasser wird in 20 Liter Garrafons angeliefert. Auch wir haben unseren 20 Liter Behälter, den wir alle paar Tage mit Aqua purificata, gereinigtem Trinkwasser füllen lassen. Der Streifzug durch die Mayawelt lässt die Frage offen. Warum verließen die Maya ihre Städte und warum ist diese alte und hoch entwickelte Kultur von der Weltbühne verschwunden?   - Durch lang anhaltende Kriege, machtpolitische Destabilisierung, Größenwahn und Dekadenz der Herrschenden. - Durch soziale Unruhen und Aufstände der unterdrückten Volksmassen. - Durch extreme Klimaschwankungen, noch beschleunigt durch Überbevölkerung. - Durch Verödung des Landes, ausgelöst durch radikale Abholzung des Regenwaldes. - Durch Wassermangel, so konnte die Versorgung dieses großen Volkes nicht mehr aufrecht erhalten werden. Die Maya sind nicht ausgestorben! Sie leben nach wie vor in ihrem angestammten Lebensraum, oft noch nach ihren alten Traditionen, die ihr Leben und Arbeiten auch heute noch bestimmen.
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